Gute Vorsätze: Alles eine Frage der Zeit?
- littlemindwood
- 26. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Juli
Der Januar ist fast vorbei und damit passiert es wieder einmal: Die Fitnessstudios leeren sich langsam, die erste Ausnahme wird gemacht und heute ist das Wetter wirklich zu schlecht um rauszugehen. Die gut gemeinten Vorsätze entschwinden, der Alltag ist wieder da und ehe ich "Sanddornhonigbrötchen" sagen kann, ist das Jahr dann wohl auch wieder rum. Bitte nicht falsch verstehen: Aus meiner Sicht muss man sich nicht mit eiserner Disziplin Tag für Tag aufs neue mit seinen Zielen auseinander setzen und fiebrig auf das nächste ehrgeizige Ziel schauen. Aber irgendwie ist es doch schade, wenn ein Jahr vorüberfliegt und es so scheint, als wäre wieder mal eine Chance vergangen, die Zeit für sich und seine Wünsche zu nutzen!
Daher möchte ich heute über die Zeit schreiben. Der Titel ist übrigens auch der Name einer sehr schönen Tragikomödie, welche ich jedes Mal aufs Neue schaue, wenn ich wieder mal Weltschmerz fühle und mich einkuscheln möchte! (Originaltitel: "About time" von 2023)
Naja, wie kann das jetzt funktionieren: Selbstfürsorge, Beruf, Familie und Leben?
Ich habe leider auch keine perfekte Antwort auf diese Frage. Ich merke, dass ich dieses Jahr eine Sache anders gemacht habe, als sonst und die ist sehr langweilig: Ich habe mir die kleinstmöglichen Schritte aufgeschrieben, die ich jeden Tag machen kann. Also ich trinke zum Beispiel keine 2 Liter Wasser, erst recht nicht morgens. In meinem Journal darf ich aber ein Kreuzchen setzen, sobald ich einfach nur an diesem Tag bewusst Wasser getrunken habe. So ein kurzes "Oh, ich trinke mal einen Schluck Wasser" vor der ersten Tasse Schwarztee. Dieser Schluck sorgt dafür, dass ich mir jeden Abend in Form des Kreuzchens eine kleine Belohnung abholen darf. Meistens trinke ich dann statt einem kalten Wasserschluck (im Ernst, was machen die Leute im Internet mit diesem kalten Wasser am Morgen? Auf leeren Magen?!) ein warmes Glas Fencheltee. Tut meinem Bauch gut, tut mir gut und ist leicht umzusetzen. Auch an Tagen, an denen es stressig wird, ich mich krank, müde oder einfach blöd fühle. Eben an den Tagen, an denen ich sonst noch einen oben drauf gehauen habe: "Der Tag war furchtbar UND ich habe es WIEDER nicht geschafft, genug zu trinken!"
Kleine Schritte zu wagen. Step by step. Und dabei wieder den Kopf frei haben, für das, was wirklich zählt! Nämlich menschlich mit sich selbst sein und statt Perfektion Lebensfreude, Gemütlichkeit und Achtsamkeit zelebrieren. So möchte ich mein Leben leben!

Und wenn ich dann wieder mal abtauche im Strudel des Lebens, halte ich mich an Beppo, den Straßenkehrer aus Momo von Michael Ende. Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte - so heißt der Untertitel der wunderbaren Geschichte: Beppo Straßenkehrer erklärt Momo in diesem Buch, wie er die Straße fegt:
"Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du?
Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug,
an den nächsten Besenstrich.
Und immer wieder nur an den Nächsten. [...]
Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut.
Und so soll es sein."
Seite 38, aus Momo.
Ein Märchen-Roman von Michael Ende
16. Auflage 2017, Thienemann-Esslinger-Verlag GmbH
Erstausgabe 1973
Das Buch hat unfassbar viele großartige Stellen, aber diese Stelle hier rührt mich jedes Mal auf ganz besondere Weise: Wie viel Freude es macht, etwas aus vollem Herzen zu tun! Sich Zeit zu nehmen und dadurch einen besonderen Moment zu erschaffen. Also lasse ich die Jahresübersicht meines Kalenders möglichst in Ruhe - schaue nicht auf die komplette Straße - sondern genieße meinen Schluck Wasser des Tages und lebe Besenstrich für Besenstrich, Step by Step, Tag für Tag.
Wie willst Du heute Deine Lebenszeit verbringen?
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